Vollständiger Leserbrief von Hans Lüdorf zum Artikel „Mehr Züge auf den bestehenden Gleisen“

Vollständiger Leserbrief von Hans Lüdorf vom Arbeitskreis Verkehrskonzept für Kirchheim bei München zum Artikel „Mehr Züge auf den bestehenden Gleisen“ (Süddeutsche Zeitung vom Mittwoch 11.11.20 Nr.261 Seite R 10), der am 19.11.2020 in Auszügen in der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht wurde.

Mir ist unbegreiflich, woher die S-Bahn-Initiative Qualität auf die Idee kommen kann, die bestehende Infrastruktur der Bahn auf den Außenästen besser nutzen zu wollen. Hat sie keine Fachleute in ihren Reihen?

Die S-Bahn nach Kreuzstraße ist eingleisig, der 20 Minutentakt ist da heute schon nicht zu halten. Rechenkünstler kommen vielleicht auf Lösungen, nur funktionieren sie in der Praxis leider nicht. Die Erdinger S-Bahn ist zwischen Erding und Markt Schwaben eingleisig, ab Markt Schwaben teilt sie sich die Trasse mit dem Personenfernverkehr und dem Güterzugverkehr. Die Trasse ist in den Verkehrsspitzen völlig überlastet.

Die Flughafen S-Bahn teilt sich zwischen Daglfing und Johanniskirchen ihre Trasse mit dem Güterzugverkehr, zusätzliche Abstellgleise und Bahnsteige für einen 10 Minutentakt am Flughafen fehlen.

Welche Bahnsteige sollen die zusätzlichen S-Bahnen am Ostbahnhof und in Pasing nutzen? Wie viele Weichenanlagen müssen neu eingebaut werden und geht das überhaupt wegen der Arbeiten an der 2. Stammstrecke? Woher kommen die zusätzlich benötigten Triebwagenführer?

Soll der jetzt schon bei einigen S-Bahnlinien bestehende 10 Minutentakt auf der Stammstrecke abgeschafft werden? Was passiert mit den S-Bahnen, die in Laim und an der Donnersbergerbrücke in die Stammstrecke einbiegen?

Sie sind häufig unpünktlich und übertragen ihre Verspätungen auf die Züge, die nur auf der Stammstrecke verkehren sollen.

Beim Umsteigen in Pasing und am Ostbahnhof in den Stammstreckenzug verliert der Fahrgast mindestens 8 Minuten, vorausgesetzt seine S-Bahn ist pünktlich und er muss nicht vom Gleis 12 zum Gleis 1 laufen. Ist das irgendein Vorteil für den S-Bahn Nutzer?

Die neue Stammstrecke ändert am Fahrgastaufkommen auf der alten Stammstrecke nicht viel. Denn auf der neuen Stammstrecke unterfährt die S-Bahn ganze Stadtviertel ohne Halt.

Wir haben in unserem Arbeitskreis „Verkehrskonzept Kirchheim“ schon vor Jahren über eine Taktverdichtung der S2 auf ihrem östlichen Zweig ausführliche Untersuchungen angestellt und mussten feststellen: Bei der bestehenden Infrastruktur funktioniert nicht einmal ein 20 Minutentakt pünktlich.

Hans-Hermann Lüdorf